Richtergrundkurs in Fulda 2006

Vom 3. bis 5. März 2006 trafen sich 17 Teilnehmer zu einem Richtergrundkurs in Fulda. Selbst die drei Kursleiter Susanne Haug, Sonja Merkle und Mike Stöhr waren von der ungewöhnlich hohen Teilnehmerzahl sehr angenehm überrascht.

Angesichts des derzeitigen Richtermangels in der EWU gab das immerhin Anlass zur Hoffnung, dass es bald  mehr der dringend benötigten Richter in der EWU geben wird. Untergebracht waren alle Teilnehmer in einem Konferenzhotel, wo uns drei Seminarräume zur Verfügung standen. Gleich bei der Begrüßung durch Susanne gab es das erste Lob an die Teilnehmer, weil alle so pünktlich da waren, so dass der Kurs auf die Minute genau wie geplant um 13:00 Uhr beginnen konnte. Gehört doch schließlich Pünktlichkeit mit zu den wichtigen Eigenschaften eines Richters. In der obligatorischen Vorstellrunde stellte sich jeder vor und gab seine Motive für die Teilnahme an dem Kurs an. Das am häufigsten genannte Motiv war natürlich das Anstreben einer aktiven Richterlaufbahn. Viele gaben auch als Motiv an, einfach die Richtersichtweise kennen lernen zu wollen, um entweder als Ausbilder dieses Wissen korrekt  an seinen Schüler weitergeben zu können oder um als aktiver Turnierreiter sich besser auf die Prüfungen vorbereiten zu können. Nach der Vorstellungsrunde ging es dann schnell zur Sache. Die erste Aufgabe der Teilnehmer bestand darin, in kleinen Gruppen stichwortartig auf Kärtchen aufzuschreiben was die eigenen positiven bzw. negativen Erfahrungen mit Richtern waren und was unserer Meinung nach alles zu einem guten Richter gehört. Sehr emotional wurde dann bei der gemeinsamen Auswertung der Ergebnisse auch die Frage diskutiert, ob die nicht Westernpferderassen bei den Prüfungen benachteiligt würden oder nicht. Es folgten Vorträge von Mike und Sonja zu den Themen Ethik des Richtens und Regelbuch. Dazu erhielten die Teilnehmer die nagelneuen Regelbücher. Hierbei wurde unter anderem deutlich, welchen großen Einfluss die Richter auf die Entwicklung des Westernreitens haben. Ein hinlänglich bekanntes Beispiel dürfte unter anderem die Disziplin Westernpleasure sein, wo versucht wird, von den zu langsamen und zumeist taktunreinen Gängen und den zu tief eingestellten Köpfen wegzukommen. Eine weitere Entwicklung, wo die Richtergemeinschaft mittlerweile aktiv versucht entgegenzusteuern, ist z. B. die mittlerweile häufig anzutreffende extreme Hohlkreuzhaltung bei vielen Reitern. 

Eine der drei Gruppen bei Sonja Merkle

Danach wurden die Teilnehmer in drei Gruppen aufgeteilt, die dann in den folgenden beiden Tagen nach einem Rotationsprinzip drei Stationen durchlaufen mussten. Bei Mike Stöhr wurden die Disziplinen Trail und Reining, bei Sonja Merkle die Disziplinen Showmanship at Halter, Western Pleasure und Horsemanship, und bei Susanne Haug die Disziplinen Westernriding und Superhorse behandelt. Ausführlich wurden in jeder Disziplin die theoretischen Grundlagen für das Richten vermittelt und das Richten praktisch anhand von Videoaufnahmen geübt.  Die Aufteilung der Disziplinen erwies sich als sehr sinnvoll. Obgleich Trail und Reining augenscheinlich wenig Gemeinsames haben, gehören sie aus Sicht des Richters zu den Disziplinen, die noch am einfachsten zu richten sind, da es hier relativ klare und objektive Bewertungsregeln gibt. Deutlich schwieriger zu richten sind dagegen die Disziplinen Showmanship at Halter, Western Pleasure und Horsemanship, da es hierfür keine so scharfen und objektiven Bewertungsregeln gibt. Von Sonja gab es hierzu viele Tipps wie man als Richter dennoch zu einer fairen Platzierungsliste kommt.  Am schwierigsten zu richten sind ganz offensichtlich die Disziplinen Westernriding und Superhorse, wo z.B. die Bewertung der zeitlich kurz aufeinander folgenden Galoppwechsel sehr viel  Konzentration und Übung vom Richter erfordert.

Eine der drei Gruppen bei Susanne Haug

Sehr interessant bei Susanne war unter anderem zu sehen, wie sich die gezeigten Leistungen in Westernriding bei den Deutschen Meisterschaften innerhalb weniger Jahren sehr deutlich gesteigert haben. Diese Tendenz der Leistungssteigerung beschränkt sich dabei nicht nur auf Westernriding, sondern sie ist, wie die drei Richter das aus eigener Sicht berichten konnten, bei allen Disziplinen zu beobachten. Und sie erwarten, dass diese Tendenz nach wie vor noch weiter anhalten wird, wenn auch nicht mehr mit den so großen Leistungssprüngen, die teilweise zu beobachten waren.

Kaffeepause

 Als besonders wertvoll erwies sich der Kurs durch den Umstand das dieser nicht nur von einem einzigen Richter sondern von drei erfahrenen Richtern geleitet wurde, so dass man als Teilnehmer die Erfahrungen, Sicht- und Arbeitsweisen gleich von drei verschiedenen Richtern kennen lernen konnte. Auch die Pausen und die üppigen Mahlzeiten, die gemeinsam im Konferenzhotel eingenommen wurden, waren ausgefüllt mit interessanten Diskussionen und Austausch von Erfahrungen, Klatsch und Tratsch. Abends saß man dann noch in gemütlicher Runde bis spät in die Nacht hinein oder nutzte die Gelegenheit zum Anschauen von Videos.

Abschlussdiskussion

Den Schluss des Kurses bildete dann noch eine Abschlussdiskussion, bei der noch offene Fragen beantwortet wurden und ein Feedback von allen Beteiligten, die durchweg sehr positiv war, eingeholt wurde. Susanne hatte, wie sie einräumen musste, vor dem Kurs noch die Befürchtung gehabt, das der Zeitplan für den Kurs viel zu großzügig bemessen sei. Diese Befürchtung erwies sich als völlig grundlos. Auch wenn der eigentliche Seminarstoff relativ schnell durch war, so wurde die restliche Zeit mehr als ausgefüllt durch die scheinbar nicht endend wollenden Fragen der Teilnehmer. Dadurch wurde es auch für die Referenten nie langweilig, dreimal die gleichen Disziplinen zu behandeln. Es wurden Vorschläge gemacht, wie man z.B. in Zukunft den Richtergrundkurs zusätzlich als Trainerfortbildungsmaßnahme anerkennen könnte.  Auf großes Interesse stieß auch das Angebot, ein zweites zusätzliches freiwilliges Richterseminar einzuführen, bei dem nach Absolvierung der Richtertestate vor der Richterprüfung eingehender auf noch offene Fragen eingegangen werden kann.

Insgesamt war der Richtergrundkurs für alle Beteiligten eine sehr interessante und lehrreiche Veranstaltung gewesen, die allen auch sehr viel Spaß gemacht hat. Ich persönlich kann die Teilnahme an einem Richtergrundkurs nur empfehlen. Auch wer keine Ambitionen auf eine Richterlaufbahn hat, als Ausbilder oder auch nur als engagierter Turnierreiter profitiert man sehr von einem solchen Kurs.

Teilgenommen haben: Evi Bös, Kirsten Bosch, Dieter Bürger, Heike Gersthagen, Sarah Göbel, Regina Jentsch, Anna Limmer, Frauke Marquardt, Andreas Menk, Michael Mützel, Britta Peters, Alexander Quinte, Markus Reichenbach, Dina Röck, Sven Schlitzkus, Myriam Stern und Nadine Völker.

Alexander Quinte